E-Mobilität rollt verstärkt auf Werkstätten und Betriebe zu


Von:  BV - Christian Müller / 26.07.2021 / 11:05


FRANKFURT. Elektro- und Hybridfahrzeuge haben in Deutschland lange Zeit ein Nischendasein geführt. Das ändert sich nun. Durch das steigende Interesse wird auch die E-Mobilität in den nächsten Jahren vermehrt auf die Werkstätten und Fahrzeuglackierbetriebe zurollen. Aber noch gibt es starke Unterschiede – sowohl zwischen Käufergruppen, als auch zwischen städtischen und ländlichen Regionen.


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  • Die Verkehrswende bringt nicht nur E-Autos verstärkt auf die Straße, sondern auch in die Werkstätten und Lackierbetriebe.

Im Jahr 2011 wagte die Bundesregierung den Blick durch die Glaskugel: Im Jahr 2020 sollen eine Million Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs sein. Dieses Ziel wurde klar verfehlt. Dennoch stellen im Zuge des Klimawandels immer mehr Autohersteller auf Elektromobilität um und wollen klimaneutral produzieren. Das hat auch einen politischen Hintergrund: Immer mehr Länder in Europa setzen dem Verbrennungsmotor ein Enddatum oder verbieten dessen Zulassung ab 2030. Es setzt ein verstärktes Umdenken ein, das auch bei den Verbrauchern spürbar ist.

Verkaufszahlen haben sich vervielfacht

Lange Zeit haben sich die Verkaufszahlen von Elektrofahrzeugen auf niedrigem Niveau gehalten. Waren im Jahr 2011 noch 47.642 Elektro- und Hybridfahrzeuge neu zugelassen (Marktanteil 1,2 Prozent), waren es im vergangenen Jahr bereits rund 394.940 (13,9 Prozent). Bei den batterieelektrisch angetriebenen Pkw machten die privaten Neuzulassungen mit 48,8 Prozent bereits beinahe die Hälfte aller Neuzulassungen aus. Den wichtigsten Treiber für diese Zahlen sehen Marktanalysten bei der Erhöhung der Kaufförderung („Umweltbonus“), die teils aus Steuergeldern, aber auch teils aus Rabatten der Autohersteller gegenfinanziert wird. Beratungsfirmen und Betreiber von Fuhrparks sehen bereits für das kommende Jahr für die sechs wichtigsten Autoländer Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Norwegen und die Schweiz einen Anteil von 23 Prozent bei den Neuzulassungen voraus. Für Dienstwagen soll die Quote der Neuzulassungen auf 55 Prozent steigen.

Auch wenn die meisten Besitzer von Elektrofahrzeugen aus den höheren Einkommensgruppen stammen, passen sich die Autohersteller immer weiter an die Marktlage an und produzieren E-Fahrzeuge in größeren Stückzahlen. Der Volkswagen-Konzern, der in den letzten Jahren in Sachen E-Mobilität noch hinterhergefahren ist, hat mittlerweile in Europa in diesem Segment die Pole-Position eingenommen. Größere Stückzahlen in der Produktion drücken die Preise. Die Elektromobilität wird in den kommenden Jahren deshalb auch bei den mittleren und kleineren Einkommen ankommen. Werkstätten und Fahrzeuglackiererbetriebe sollten sich darauf einstellen.

Größte Hemmnis bleibt Ladeinfrastruktur und Strompreis

Viele Kommunen, Energieversorger, aber auch die Autohersteller, warten nicht auf politische Initiativen von Bund und Ländern. Sie bauen die Ladeinfrastruktur seit vielen Jahren in Eigenregie selbst aus. Aus diesem Grund ist die Ladeinfrastruktur in Mittel- und Großstädten bisher besser, als beispielsweise in ländlichen Kommunen abseits der großen Verkehrsadern. Wenn die Verkehrswende erfolgreich sein soll, müsse die Ladeinfrastruktur in der Fläche noch stärker ausgebaut werden, so Experten. Auch das Stromtanken ist derzeit noch vergleichsweise teuer. An vielen Ladesäulen kostet eine Kilowattstunde schnell bis zu 40 Cent, auch manchmal 50 Cent. Ein Privatbürger zahlt im Schnitt für den Strom zuhause allerdings nur rund 30 Cent. Elektrizität ist in Deutschland so teuer, weil der Staat den Energieträger durch Steuern und Abgaben verteuert. Positive Entwicklungen gibt es hingegen bei der Reichweite: Zahlreiche Modelle schaffen inzwischen mehrere hundert Kilometer mit einer Batteriefüllung – und auch die deutschen Modelle holen im Vergleich zum bisherigen Reichweitensieger Tesla deutlich auf.

Hochspannung in der Werkstatt

Die zunehmende Elektrifizierung der Fahrzeugtechnik und die damit verbundene Gefährdung durch Spannungen oberhalb von 30 V AC und 60 V DC zwingt Betriebsinhaber, die noch nicht über entsprechende Qualifikationen verfügen, zum Handeln. Die Bundesfachgruppe Fahrzeuglackierer (BFL) und der Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF) haben in Zusammenarbeit mit der Landesfachschule des KFZ-Gewerbes Hessen in Frankfurt daher einen Pilot-Lehrgang konzipiert, der für Teilnehmer der o.g. Berufsgruppen nach Lehrgangsteilnahme und abgeschlossener Prüfung den Anforderungen des Hochvolt-Lehrgangs Stufe II entspricht und mit dem die Teilnehmer die Fachkunde für Arbeiten an HV-eigensicheren Systemen erlangen. Für den Lehrgang Anfang Oktober sind noch Plätze frei → Anmeldung.


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